Scharfe Fotos schießen

Unschärfe ist als Gestaltungselement schön und wichtig, aber was ist los, wenn du dein Motiv richtig knackig scharf fotografieren möchtest und es will einfach nicht gelingen? Scharfe Bilder sind in der Regel immer das Ziel für technisch korrekte Fotos. Hier findest du mögliche Ursachen für ungewollte Unschärfe und 6 einfache Tipps, wie du richtig scharfe Fotos schießen kannst.

Ursachen für unscharfe Fotos

Hier findest du eine Auflistung möglicher Ursachen für unscharfe Fotos.

Bewegung der Kamera – verwackelte Fotos

Kein Fotograf kann seine Kamera mit den Händen 100% bewegungsfrei halten. Du bewegst dich immer minimal und in den meisten, hellen Situationen ist das auch kein Problem, weil du mit sehr kurzer Belichtungszeit fotografieren kannst. Manchmal aber werden deine Fotos wegen deiner Bewegung unscharf.

In einem anderen Artikel schreibe ich im Detail über verwackelte Fotos und wie du sie vermeidest.

Bewegung des Motivs – Bewegungsunschärfe

Dein Motiv ist entweder unbeweglich oder beweglich. Bei unbeweglichen Motiven musst du dir keinen Kopf wegen der Schärfe machen, sobald aber Bewegung ins Spiel kommt, musst du aufpassen. Diese Bewegung könnte der Grund sein, warum deine Fotos unscharf werden.

Fokus – nicht richtig scharf gestellt

Ein recht offensichtlicher Grund für unscharfe Fotos ist ein falsch gesetzter Fokus. Viele Anfänger machen den Fehler, den Fokus schlampig zu setzen oder sich zu sehr auf die Automatik zu verlassen. Das Ergebnis ist ein Foto, bei dem der wesentliche Punkt im Motiv leicht unscharf ist.

Tiefenschärfe – falsche Blendeneinstellung

Stark in Zusammenhang mit dem vorigen Punkt – Fokus – hat auch das Thema Tiefenschärfe Einfluss auf die Schärfe oder Unschärfe deines Fotos. Du hast aus deiner Sicht alles richtig gemacht und auch den Fokus sauber gesetzt – trotzdem ist dein Motiv fast gänzlich unscharf? Es könnte an deiner Blendeneinstellung liegen.

Tipps für superscharfe Fotos

Zu wissen, was der Grund für ein unbefriedigendes Ergebnis war, ist eine gute Sache, doch wirklich nützlich sind Tipps, wie du so etwas in Zukunft vermeidest. Daher findest du hier die komplette Liste mit 6 Tipps zur Vermeidung unscharfer Fotos.

Tipp 1: Kamera richtig halten oder Stativ verwenden

Um ein verwackeltes Foto zu vermeiden, musst du deine Kamera richtig fest halten. Mit einer Kompaktkamera einhändig herumwedeln mag bei knallender Mittagssonne klappen, bei etwas dunkleren Lichtverhältnis ist das ein Rezept für verwackelte Fotos. Abgesehen davon, dass es ziemlich amateurhaft aussieht…

Richtig fest bedeutet, Kamera mit beiden Händen direkt ans Gesicht halten und durch den optischen Sucher sehen. Achte darauf, dass du sicher und fest stehst. Dabei kann es helfen, etwas breitbeiniger als normal zu stehen.

Wenn du mit dem Display fotografieren möchtest oder deine Kamera gar keinen optischen Sucher hat, lege die Kamera auf eine stabile Unterlage, stütze zumindest deine Arme ab oder verwende ein Stativ, um verwackelte Fotos zu vermeiden. Eine feste Unterlage oder ein Stativ sind ab einer Belichtungszeit von länger als ca. 1/50 (zB. in dunkler Umgebung) Sekunde ohnehin Pflicht, es sei denn du verwendest zusätzlich einen Blitz.

Eine sehr stabile Haltung oder ein Stativ kann auch bei sehr langen Brennweiten (Teleobjektiv) nötig werden, da die Verwackelungsgefahr mit einer längeren Brennweite zunimmt. Umgekehrt kannst du dieses Wissen nutzen, um die Gefahr eines verwackelten Fotos durch die Verwendung eines Weitwinkels zu minimieren.

Neben der stabilen Haltung deiner Kamera, kannst du Bewegungen der Kamera auch mit einer sehr kurzen Belichtungszeit ausgleichen. Versuche einmal an einem hellen Tag mit sehr kurzer Belichtungszeit absichtlich ein verwackeltes Foto zu schießen. Das ist fast unmöglich.

Tipp 2: Kürzere Belichtungszeit bei beweglichem Motiv für scharfe Bilder

Bei einem beweglichen Motiv ist es für die Schärfe deines Fotos wichtig, dass du eine kurze Belichtungszeit wählst. Das ist auch schon das einzige Mittel, was in dem Fall hilft. Nur so kannst du diese Bewegung vollständig einfrieren und dein Motiv scharf abbilden.

Es gibt dafür kein Patentrezept mit Zahlen für deine Kamerasettings, da die beweglichen Motive sehr unterschiedliche Geschwindigkeiten haben. Als unterste Grenze für leicht bewegte Motive ist 1/100 Sekunde ein Richtwert. Probiere verschiedene Belichtungszeiten aus und überprüfe das Ergebnis am Display deiner Digitalkamera (unbedingt ganz reinzoomen, denn in der Normalansicht wirkt fast jedes Foto gestochen scharf!). So findest du heraus, ab welcher Belichtungszeit das Foto scharf wird.

Tipp 3: Richtig fokussieren

Viele Kameras bieten intelligente Autofokus-Systeme, welche automatisch den Bereich im Bild erkennen, der scharf gestellt werden soll. Das funktioniert meistens auch ganz gut, nur leider nicht immer. Vor allem bei einer Spiegelreflexkamera solltest du dem Autofokus nur das Scharfstellen an sich überlassen, die Auswahl worauf scharf gestellt wird, sollte ein guter Fotograf selbst treffen.

Je nach Kameramodell kannst du mehrere Autofokusfelder gleichzeitig oder einzeln aktivieren. Du siehst die aktiven Felder im Sucher deiner DSLR und zielst damit auf den Teil deines Motivs, den du scharf abbilden möchtest. Ich aktiviere immer nur ein Autofokusfeld, denn so kann ich den Fokus präzise an die richtige Stelle im Bild setzen.

Worauf scharf stellen?

Bei Menschen und Tieren ist diese Frage ziemlich eindeutig zu beantworten: Auf die Augen. Und hier noch genauer: Auf das Auge, welches der Kamera am nächsten ist, anders herum wirkt das sehr eigenartig. Probiere es ruhig aus 🙂

Bei Gegenständen verhält es sich meist ähnlich wie mit den Augen – am besten stellst du auf den Punkt am Motiv scharf, der dir am nächsten ist. Hier ist es aber nicht ganz so eindeutig. Eine Ausnahme wäre zum Beispiel, wenn du im Makrobereich fotografierst und der nächste Teil des Motivs sehr nahe an der Kamera ist. In dem Fall kann der nächste Teil im Vordergrund ruhig unscharf sein und die Mitte des Motivs wird scharf abgebildet.

 

Eine schimmelige Zitrone auf einer Schale. Das Foto wurde mit einer offenen Blende aufgenommen, daher ist die Schale hinten total unscharf und im Vordergrund ist sie auch etwas verschwommen. Völlig ok.

Tipp 4: Die ideale Blende für dein Motiv

Je nach Größe und Position vom Motiv, brauchst du unterschiedliche Blenden Einstellungen. Die Blende verändert mit der Größe der Öffnung nicht nur die Lichtmenge, sondern auch die Tiefenschärfe. Das bedeutet, dass vom Punkt, auf den du scharf gestellt hast, nur ein bestimmter Bereich von diesem Punkt zur Kamera (1/3) und von diesem Punkt von der Kamera weg (2/3) wirklich scharf abgebildet wird. Der Rest verschwindet je nach Blende in Unschärfe.

Um dein Motiv durchgehend scharf abzubilden, musst du daher die Blende so einstellen, dass der scharfe Bereich groß genug ist.

Typisches Beispiel: bei einem Portrait sind die Augen wie gewünscht scharf, aber Nasenspitze, Ohren und die Haare sind ganz verschwommen. Eine weiter geschlossene Blende (=höhere Blendenzahl) schafft Abhilfe.

Erfahre mehr über die Blende

Tipp: Warum Blenden Einstellung manuell kontrollieren?

Im Artikel „Fotografieren im manuellen Modus“ erläutere ich die Gründe im Detail. Es gibt einfach Situationen, in denen du die volle Kontrolle über die Einstellungen deiner Digitalkamera brauchst, um das gewünschte Ergebnis zu erhalten

Tipp 5: Zusammenpassende Belichtungszeit und Brennweite

Die Brennweite bietet eine simple Abhilfe, wenn es um die Vermeidung von unscharfen Fotos geht. Je weitwinkeliger du fotografierst (niedrige Brennweite), umso eher werden die Fotos auch scharf. Mit längeren Brennweiten – vor allem mit Teleobjektiven – sinkt die Wahrscheinlichkeit für scharfe Bilder. Warum? Weil bei einem stark herangezoomten Motiv auch jede Bewegung der Kamera beim Auslösen durch das Zoom verstärkt wird.

Beispiel: Du fotografierst spät in der Nacht ein Stadtpanorama. Du hast kein Stativ dabei und es gibt auch nichts in der Umgebung, wo du die Kamera abstützen oder auflegen kannst. Der M-Modus der Kamera ist eingestellt, ein 28mm Weitwinkel Objektiv ist angeschraubt und du stellst mit einer Testaufnahme fest, dass die beleuchteten Häuser mit einer Belichtungszeit von 1/30 Sekunde ganz gut abgelichtet werden. Du machst einige scharfe Fotos und bist zufrieden. Dann wechselst du deine Optik auf ein 200mm Teleobjektiv, um Detailaufnahmen einiger Häuserfronten zu schießen. Große Enttäuschung! Du siehst auf den ersten Blick, dass die Aufnahmen unscharf sind. Sie sind verwackelt.

Tipp 6: Ausnahmesituation: Durch Glas fotografieren

Eine Ausnahme ist das Fotografieren durch Glas oder andere transparente Materialien – beispielsweise bei einem Aquarium. Fotos, die du durch Glas schießt, werden oft seltsam verzerrt aufgenommen. Das liegt daran, dass das Licht beim durchwandern vom Wasser durch das Glas an die Luft bis zu deiner Kameralinse gebrochen wird (Beim Ein- und Austritt des Glases). Dabei ändert sich die Richtung des Lichts geringfügig, mitunter werden die Farben des Lichtes auch noch unterschiedlich stark gebrochen und dieses physikalische Verhalten erzeugt seltsamen Verzerrungen und Farbfehler, die das Bild dann unscharf wirken lassen. Optimale Ergebnisse gibt es in dem Fall nur, wenn du so nahe wir möglich am Glas bist und sehr gerade durch das Glas fotografierst.

Übrigens: Wenn du ein Aquarium hast oder dich für Aquaristik interessierst, könnte dir diese Website von mir gefallen: www.aquariumeinrichten.com


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