7 Wege, um erstaunlich gute Fotos zu schießen

Besser fotografieren. Mit den eigene Fotos Staunen auslösen. Das ist das Ziel vieler Hobbyfotografen. In diesem Artikel zeige ich dir, wie du Fotos schießen kannst, wo sogar „Nicht-Fotografen“ erkennen, dass sie das selber so nicht geschafft hätten.

Wie kam es zur Idee für diesen Artikel? Vor einigen Tagen hatte ich einen neuen Fotoauftrag. Speisenfotografie in einem Gasthaus stand am Programm. Und Aufnahmen vom Haus innen und außen. Etwas, das ich schon öfter gemacht habe und das mir wirklich Spaß macht.

Eine Herausforderung bei solchen Aufträgen ist immer, aus normalen Speisen und einer normalen Gaststube fotografisch etwas Außergewöhnliches zu machen.

Foodfotografie mit Weitwinkelobjektiv. Eines der Ergebnisse aus diesem Shooting für einen Kunden.

Vor allem von den Räumlichkeiten gab es bereits Fotos auf der Website zu sehen. Es gab also so etwas wie eine Messlatte. Meine Fotos mussten besser werden.

Ich machte mir vor dem Shooting einige Gedanken und dabei ergab sich für mich eine wichtige Frage. Wie schieße ich Fotos, wo der Kunde hinterher sagt: „Das hätte ich selbst niemals so hinbekommen“? Oder: „Wow, wie hat er das gemacht?“

Mir ist dabei einiges eingefallen und daraus ist dieser Artikel entstanden. Hier sind sie, die 7 Wege um erstaunlich gute Fotos zu schießen.

Vorweg: Die folgenden Fototipps und -tricks sind weniger für Portraits gedacht, sondern mehr für Produktfotografie, Speisen, Landschaften usw.

#1: Spannende Perspektiven wählen

Menschen, die sich noch nie eingehender mit der Fotografie beschäftigt haben, schießen ihre Fotos fast ausschließlich im Stehen egal, ob sie Kinder, Landschaften oder Gebäude fotografieren. Kein Rezept für erstaunliche Fotos.

Für mich ist daher das Ausprobieren von unterschiedlichen Perspektiven ein Grundrezept für besser Fotos. Vor allem Extreme funktionieren ganz wunderbar. Ich liege also durchaus mal am Boden und fotografiere aus der Froschperspektive oder stehe auf einem Stuhl und nehme Speisen von oben ins Visier. Das Ergebnis sind Fotos, die vielleicht alltägliche Motive auf eine Art zeigen, wie sie die meisten Menschen für gewöhnlich nie sehen.

Möge das Staunen beginnen 🙂

#2: Mit HDR technische Hürden überwinden

Ich setze HDR (High Dynamic Range) sehr gerne ein, wenn schwierige Lichtsituationen vorliegen. Ganz besonders, wenn der Kontrastumfang im Bildausschnitt so groß wird, dass mit einer Belichtung zwangsläufig zu dunkle oder überbelichtete Bereiche entstehen. Das sieht einfach nicht gut aus, wenn bei einer Innenaufnahme die Fenster total überbelichtet sind. Die Kombination von mehreren Aufnahmen ermöglicht es, schwierige Lichtsituationen wie gewünscht auf den Bildsensor zu bekommen.

Ein Bild, das aus 3 einzelnen Belichtungen zusammengefügt wurde. Die Drittelregel kommt bei der Aufteilung Himmel, Wasser, Wiese/Vordergrund zu Einsatz.

#3: Eine solide Komposition

Drittelregel, goldener Schnitt und wie sie alle heißen. Eine gute Komposition ist das A und O, um ein Foto und keinen Schnappschuss zu produzieren.

Diese Regeln haben durchaus einen Sinn. Positionierung des Motives außerhalb der Mitte im goldenen Schnitt oder an den Drittellinien (siehe Foto unter diesem Absatz). Andere, interessante Tools für erstaunliche Fotos sind Diagonalen. Wie zum Beispiel gut eingesetzte Diagonalen wie im ersten Foto dieses Artikels.

Speziell bei Auftragsarbeiten ist neben dem Befolgen und Brechen von allgemein bewährten Gestaltungsregeln auch ein anderer Faktor wichtig: Kläre vor dem Shooting ab, wofür die Fotos verwendet werden sollen. Ganz besonders beim Einsatz im Web oder in Printprodukten kann es vorkommen, dass ein bestimmtes Seitenverhältnis durch das Layout vorgegeben ist. Blöd, wenn du als Fotograf auf Hochformat stehst und alles so fotografierst. Und hinterher stellt sich heraus, dass das Bildmaterial auf der Website als horizontales Teaserbild eingesetzt werden soll.

Eine gute Komposition beginnt beim Motiv selbst. Wenn du das Motiv genau erforschst, von allen Seiten und Perspektiven betrachtest, wirst du dieses Motiv ganz anders wahrnehmen, als der ungeübte Schnappschuss-Fotograf. Das gibt dir die Möglichkeit, diese spezielle Sichtweise auf das Motiv auch auf dein Bild zu bekommen. Das Ergebnis ist ein erstaunliches Foto.

Zur Komposition gehört für mich auch noch, genau zu kontrollieren, was ich da fotografiere. Ein Haar auf der Speise, das Stativ oder der Fotorucksack im Hintergrund, bei Portraits unerwünschte Falten in der Kleidung oder unkontrolliert herumfliegende Haarstähnen und und und. Wer gedankenlos ablichtet, was vor der Kamera ist, wird regelmäßig böse Überraschungen erleben. Lange Photoshop Sessions sind der Preis, den der Fotograf dafür bezahlt. Ich habe ihn auch schon einige male bezahlt 😉

Die Positionierung des Motivs außerhalb der Mitte ist ein bewährtes Konzept für eine harmonische und zugleich interessante Bildkomposition. Die Linien im Bild zeigen die Drittelregel.

#4: Mit dem Licht spielen

Der erste Gedanke bei einem Tipp zum Thema Licht mag sein, dass es hier um komplizierte Lichtsetups geht. Das ist eine Möglichkeit. Enfessselt Blitzen gibt dir die Freiheit, deine eigene Lichtrealität zu erschaffen. Um deine Ideen wirklich gut umsetzen zu können erfordert diese Technik aber einiges an Übung. Mehr zu Entfesselt Blitzen.

Noch wichtiger ist ein Blick, was „schönes“, natürliches Licht ausmacht und wie du es findest. Entgegen der weitverbreiteten Meinung, dass beim Fotografieren im Freien die Sonne immer hinter dem Fotografen stehen sollte, werden genau Fotos mit etwas Gegenlicht besonders interessant.

Neben der Lichtrichtung ist auch noch die Helligkeit des Lichts relevant. Dunkle und helle Bereiche im Bild lenken den Blick des Betrachters ähnlich wie Schärfe und unschärfe. Die Aufmerksamkeit ist in der Regel zuerst dort, wo der hellste Bereich im Bild ist. Allgemein sollte in allen Bildbereichen ausreichend Helligkeit vorhanden sein, damit es keine schwarzen, unterbelichteten Flächen ohne Zeichnung gibt.

Licht kann entweder hart oder weich sein. Hartes Licht kommt von einer sehr kleinen Lichtquelle und wirft harte Schatten. Weiches Licht kommt von einer großen Lichtquelle und wirft wenige bis kaum Schatten. Je nach gewünschter Wirkung, sollte die Lichtquelle gewählt werden.

Unglaublich schön von hinten beleuchtete Laubbäume im Herbst. Die bunten Blätter leuchten förmlich und geben dem Bild einen starken Ausdruck. Würde die Sonne hinter dem Fotograf hätten wir hier ein recht langweiliges Foto verglichen mit diesem Ergebnis.

#5: Extreme Brennweiten einsetzen

Ein gutes Weitwinkelobjektiv hilft dir, dein Motiv auf ungewöhnliche Art und Weise abzulichten.

Die Technik spielt hier ganz klar eine Rolle. Extreme Weitwinkel Objektive erzeugen eine Bildwirkung, die ganz anders als die menschliche Wahrnehmung ist. Alleine dadurch erzeugst du mit diesen Fotos eine gewisse Aufmerksamkeit.

Eine normale Kompaktkamera hat kein 16mm Weitwinkel, genauso wenig das Kit Objektiv einer Einsteiger DSLR.

Wenn du deine Brennweite richtig einsetzt UND dazu noch in ein Extrem gehst, das normale Hobbyfotografen üblicherweise nicht verwenden, wirst du Ergebnisse bekommen, die den Betrachter staunen lassen.

Ich habe übrigens die Erfahrung gemacht, dass ein Foto mit extremer Weitwinkel-Brennweite viel außergewöhnlicher wirkt, als ein Foto mit einer langen Tele-Brennweite. Obwohl natürlich auch ein starkes Teleobjektiv Fotos ermöglicht, die mit dem Kit Objektiv unmöglich sind.

#6: Scharf oder unscharf?

Das Spiel mit der Unschärfe ist reizvoll und macht Eindruck. Auch deshalb, weil ein schönes Bokeh mit einer Kompaktknipse für den Schnappschussfotografen nicht machbar ist.

Ein sehr scharfes Bild von einem Frosch. Es wurde mit einer 400mm Brennweite aufgenommen und danach noch digital nachgeschärft. Für Kompaktknipser ein schwierig bis unmöglich zu realisierendes Foto.

Schärfe und Unschärfe lenkt den Blick des Betrachters. Das Hauptmotiv sollte am schärfsten abgelichtet werden, weil das Auge tendiert, diese scharfen Bereiche zuerst ansehen zu wollen. Unschärfe hilft dabei, wichtiges von unwichtigem zu unterscheiden. Ein Bild mit vielen einzelnen Elementen, die alle sehr scharf abgebildet sind, wirkt schnell überladen und das Auge weiß nicht, wo es hinsehen soll.

Ebenso erstaunlich ist der „Staun“-Effekt bei einem knackscharfen Foto, wo der Fokus genau dort sitzt, wo er sein soll. Das Erfolgsgeheimnis für superscharfe Fotos: Sehr genauer Umgang mit dem Autofokus, Verwendung eines Statives und – ebenfalls sehr wichtig – digitale Nachschärfung für das jeweilige Ausgabemedium.

#7: Farben – Sättigung und Weißabgleich

Farben erzeugen Stimmung im Bild. Ganz egal, ob die Farben 1:1 exakt wiedergegeben werden oder durch Filter oder digital verändert werden. Bewusst eingesetzt können die Farben ein Foto zu etwas ganz Besonderen machen.

Du kannst dir die künstlerische Freiheit nehmen und die Farben sehr frei interpretieren oder die Farben, so wie sie sind abbilden. Die naturgetreue Wiedergabe will gelernt sein. Wenn Kunstlicht in verschiedensten Farben und natürliches Licht in einer Szene zusammen kommen, wird es spannend.

Besonders erstaunlich wird ein Foto dann, wenn die Farben harmonisch zusammen passen, wenn es ausreichend Kontrast gibt und wenn die Farben die gewünschte Aussage unterstützen. Speisen will ich in der Regel sehr appetitlich, gesund oder würzig abbilden. Farben spielen dabei eine wichtige Rolle.

Oder gar keine Farben? Schwarz-weiß Fotografie hat nach wie vor seinen Reiz und vermittelt einen exklusiven, künstlerischen Eindruck Mehr zur schwarz-weiß Fotografie.

Die hier beschriebenen Ideen und Techniken für erstaunliche Fotos sollen dir Mut machen, verschiedene Dinge auszuprobieren und deine fotografische Trickkiste laufend zu erweitern. Es lohnt sich wirklich!

Diese Liste lässt sich mit Sicherheit noch um einiges erweitern. Hast du einen Kniff gefunden, der deine Fotos „anders“ und besonders interessant macht? Zeige dein Werk auf der BF Facebook Seite!


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