Fototraining bei schwierigem Licht

Bei diesem Artikel mache ich es mir richtig schwierig. Ich fotografiere in verschiedenen Lichtsituationen, die es nicht einfach machen, gute Fotos zu schießen. Erfahre, wie du auch in diesen Situationen gute Fotos machst.

Auf der besserfotografieren.com Facebook Seite habe ich gefragt, was ihr gerne über die Fotografie wissen möchtet. Fotografieren bei schwierigem Licht war einer der Wünsche, hier ist der Artikel.

Als ich mit 16 meine erste, eigene Digitalkamera in Händen hielt (das war im Jahr 2000), war ich oft frustriert über meine Fotos, wenn es zu dunkel, zu hell oder einfach schwierig zu fotografieren war. Die Digitalkameras damals hatten viel weniger Möglichkeiten, um auf schwieriges Licht zu reagieren. Die Bilder waren mit ISO 400 schon total verrauscht. Mehr zum Thema ISO

Mit der heutigen Technik und meiner gesammelten Fotografie Erfahrung, habe ich mittlerweile einige sehr nützliche Rezepte gefunden, wie ich auch bei schwierigem Licht besser fotografieren kann.

Bevor ich ins Detail gehe, möchte ich noch eine wichtige Frage klären:

Was ist schwieriges Licht?

Wenn du als Einsteiger in die Fotografie deine ersten Fotos machst, werden manche Fotos sofort gut gelingen und andere Fotos werden verwackelt oder zu dunkel oder zu hell. Die Farben sind nicht richtig, verwaschen oder das Bild hat merkwürdige „Flecken“. Es gibt viele Faktoren, die ein Foto unbrauchbar machen, sehr oft ist der Grund „schwieriges“ Licht.

Wichtig ist, dass du weißt, in welchen Situationen du besonders aufpassen musst, also wo du schwieriges Licht hast und wie du darauf reagieren kannst. Hier findest du einige Beispiele für schwieriges Licht, wie es sich im Foto auswirkt und wie du auch die schwierigsten Lichtsituationen meisterst.

Mit wenig Licht gute Fotos schießen

Immer schwierig ist das Fotografieren, wenn wenig Licht vorhanden ist. Wenn du bei wenig Licht fotografierst, ist die Gefahr groß, dass du verwackelte, unterbelichtete Fotos produzierst.

Tipp #1: Die ideale Balance zwischen Belichtungszeit, Blende und ISO

Um ein korrekt belichtetes Foto zu erhalten, musst du die Blende weit öffnen, die ISO erhöhen oder eine längere Belichtungszeit einstellen oder eine Kombination. Das hat den Nachteil, dass deine Tiefenschärfe kleiner wird (Blende), das Bildrauschen sichtbar wird (ISO), Bewegungen unscharf abgebildet werden und das Bild vielleicht sogar verwackelt wird (Belichtungszeit).

In dieser Hinsicht musst du oft entscheiden, was das geringere Übel ist. Ein praktischer Ansatz ist hier am zielführendsten. Ist es für deine gewünschte Bildaussage wichtig, dass alles gestochen scharf abgebildet ist? Oder ist die Atmosphäre, die Wiedergabe der tatsächlichen Stimmung wichtiger?

Tipp #2: Weitwinkelig fotografieren und näher ran gehen

Schneller an die Grenzen des vorhandenen Lichts stoßt du noch, wenn du ohne Stativ mit einer langen Brennweite fotografierst. So brauchst du bei einem 400 mm Objektiv mindestens eine Belichtungszeit von 1/400 oder kürzer, damit das Foto nicht verwackelt. Da hilft auch Blende 2,8 nicht – du musst mit der ISO Einstellung rauf und Bildrauschen riskieren.

Du hast kein Stativ dabei und musst aus der Hand fotografieren. Eine Möglichkeit, damit du die Belichtungszeit noch ein bisschen erhöhen kannst, ohne das Bild zu verwackeln: Du gehst näher an das Motiv ran und fotografierst mit einer kürzeren Brennweite.

Tipp #3: Mit einem Stativ fotografieren

Ein Stativ ist eine gute Möglichkeit, die Belichtungszeit zu erhöhen, wenn nicht genug Licht vorhanden ist. Das Stativ sorgt dafür, dass dein Bild nicht verwackelt. Vorraussetzung ist aber, dass dein Motiv nicht beweglich ist, sonst würde bei recht langen Belichtungszeiten die Bewegungsunschärfe ein Problem.

In manchen Situationen ist aber auch die Bewegungsunschärfe kein Problem. Fotos von einer Party oder einem Ball können trotz verwischter Menschen äußerst reizvoll sein und die gute Stimmung perfekt transportieren.

Ganz einfach mehr fotografieren

Nachdem das einzelne Foto in der Digitalfotografie keine wirklichen Kosten verursacht, ist eine Option auch, in schwierigen Lichtsituationen mehr Fotos zu machen. Zum Beispiel einmal mit hoher ISO dafür kurze Belichtungszeit und einmal umgekehrt. So hältst du dir alle Optionen offen und kannst je nach Verwendungszweck entscheiden, welche Bildvariante besser ist.

Trotz zuviel Licht gute Fotos machen

Ja, auch das gibt es! Ein Beispiel wäre, wenn du an einem sonnigen Tag in die Berge wanderst und dort einen Gebirgsbach und einen Wasserfall fotografieren möchtest. Um das fließende Wasser hervorzuheben, setzt du auf eine längere Belichtungszeit. So wird das Wasser und seine Bewegung durch die Bewegungsunschärfe sichtbarer.

Tipp #4: ND Filter einsetzen

Abhilfe schafft im diesem Fall ein Neutraldichte Filter, der einfach einen Teil des einfallenden Lichts schluckt, ohne dabei Farben oder andere Details des Bildes zu verändern. So kannst du auch bei großer Helligkeit lange belichten.

Neutraldichte Filter gibt es auch als Verlaufsfilter. Das ist dann nützlich, wenn nur ein Teil des Bildes zu hell ist. Ein praktisches Beispiel wäre ein Foto mit hellem Himmel und einem dunklem Motiv unterhalb des Horizonts. Der Grauverlaufsfilter dunkelt den oberen Teil des Bildes (den Himmel) ab und die Zeichnung im Himmel bleibt erhalten. Bei einem überbelichteten Himmel wären keine Details im Himmel und in den Wolken mehr zu erkennen, was meist nicht gewünscht ist.

Gegenlicht effektvoll in deinen Fotos einsetzen

Gegenlicht ist oft dafür verantwortlich, dass Fotos aus scheinbar unerfindlichem Grund total verwaschen aussehen oder sogar bunte Flecken aufweisen. Dieser Effekt ist immer wieder mal angesagt und kann durchaus erwünscht sein. Auf Instagram gibt es sogar eigene Filter für diesen Look.

Wie wird dieser Effekt beim Fotografieren erreicht? Es ist recht einfach: Positioniere dein Motiv so, dass es zwischen Sonne und deiner Kamera steht. Dann reicht ein bisschen herumprobieren und schon fängst du lustige Farben und Flecken in deinem Foto ein.

Tipp #5: Standort ändern

Es kann durchaus sein, dass du diese Gegenlicht Effekte auf keinen Fall im Foto haben möchtest, weil ein technisch perfektes Foto dein Ziel ist. Das Ändern deines Standortes ist eine einfache Methode, um typische Gegenlicht Effekte zu vermeiden.

Unterschiedliche Lichtquellen und trotzdem perfekte Farben

In einem anderen Sinn schwierig ist das Licht auch, wenn unterschiedliche Lichtquellen vorhanden sind. Gut möglich, dass für eine korrekte Belichtung ausreichend Licht vorhanden ist, das Problem ist in diesem Fall die Lichtfarbe beziehungsweise der Weißabgleich. Man nennt es Mischlicht, wenn verschiedenes Licht wie zum Beispiel Tageslicht, kühles Neonlicht und warmes Kunstlicht gleichzeitig eine Umgebung ausleuchten.

Das Problem für deine perfekten Fotos: Die Farben im Bild werden falsch dargestellt.

Tipp #6: Weißabgleich und digitale Nachbearbeitung

Das Thema Weißabgleich wird direkt beim Fotografieren immer unwichtiger.

Extreme Helligkeitsunterschiede unter einen Hut bekommen

Der Bildsensor deiner Kamera kann nur eine bestimmte Zahl an unterschiedlichen Helligkeitsstufen abbilden. Beim Fotografieren ergeben sich immer wieder Situationen, wo der Unterschied vom hellsten zum dunkelsten Punkt zu groß ist. Das führt zu teilweiser Unter- bzw. Überbelichtung.

Tipp #7: HDR nutzen, um hohe Kontraste abzubilden

Eine elegante Lösung für Fotos, in denen du große Helligkeitsunterschiede abbilden musst, liefert HDR (High Dynamic Range). Dabei werden mehrere Fotos vom gleichen Motiv mit unterschiedlicher Belichtungszeit angefertigt. Am Computer werden diese Fotos zu einem einzigen Foto kombiniert. Mehr zu HDR

Das beste Ergebnis bei HDR Fotos bekommst du, wenn du ein Stativ verwendest und bei der Fotoreihe wirklich nur die Belichtungszeit änderst.


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