F&A 06: Unscharfe und verwackelte Fotos. Brauchst du ein Stativ?

Die September Ausgabe der Foto-Fragestunde dreht sich um diese Themen: Wie verhinderst du verwackelte und unscharfe Fotos? Fotografieren in Innenräumen und die Frage: Brauchst du ein Stativ?

Ich freue mich immer, wenn ich Fragen per Mail an fragen@besserfotografieren.comoder auf der BF Facebook Seite zugeschickt bekomme. Damit alle Leser was davon haben, picke ich die interessantesten Fragen heraus und beantworte sie in dieser Artikelreihe. Hast auch du eine Frage? Dann zögere nicht und stelle sie am besten einfach auf der BF Facebookpage! Dort bekommst du nicht nur Antworten von mir, sondern auch von anderen Hobby-Fotografen.

Legen wir mit den Fragen los!

Frage 1 von Johanna: Ich fotografiere hauptsächlich meine lieben Kinder als schöne Erinnerungen. Viele Fotos entstehen drinnen und hier habe ich ein Problem. Diese Fotos gelingen mir nicht so, wie ich mir das vorstelle. Die Farben stimmen nicht, oft sind Fotos auch einfach unscharf. Ich fotografiere mit einer kleinen Spiegelreflexkamera und stelle nicht groß etwas an den Einstellungen herum. Wie geht das besser?

Hallo Johanna und danke für deine Frage! Fotografieren in Innenräumen ist immer wieder eine Herausforderung. Vor allem, wenn du Kinder fotografieren möchtest, die immer in Bewegung sind.

Das Licht reicht oft nicht aus, um gute und scharfe Aufnahmen ohne Blitz zu machen. Großzügige Fenster und strahlender Sonnenschein draußen helfen, aber bei bewölktem Himmel und in der Dämmerungszeit ist Schluss.

Was macht deine Kamera im Automatikmodus? Zuerst wird die ISO Einstellung bis ans Maximum hochgefahren, um so lange wie möglich eine kurze Belichtungszeit zu ermöglichen. Das resultiert je nach Kamera ab einer gewissen Grenze in unschönem Bildrauschen. Die Blende wird ganz geöffnet, ebenfalls mit dem Zweck, eine kurze Belichtungszeit zu ermöglichen. Die Offenblende ist bei jedem Objektiv technisch limitiert, die Lichtempfindlichkeit (ISO) des Sensors ebenfalls.

Wenn das nicht reicht, bleibt nichts mehr übrig, als eine längere Belichtungszeit zu wählen. Wenn du eher Weitwinkel fotografierst, muss es noch keine Problem sein, wenn du eine Belichtungszeit von 1/60 hast. Die schnellen Bewegungen deiner Kinder friert das aber nicht mehr ein. Die Kinder werden unscharf abgebildet.

Was tun? Ein externer Blitz ist die beste Lösung. Das klingt vielleicht auf den ersten Blick sehr kompliziert, aber du kannst einen externen Blitz einfach im Automatik Modus laufen lassen. Das einzige, das etwas Übung erfordert, ist die Ausrichtung des Blitzes.

Im Idealfall richtest du den Blitz zur Decke aus. Damit bekommst du ein schönes, weiches Licht von oben.

Ich verwende sowohl Speedlites von Canon als auch externe Blitzgeräte von Yongnuo, die wesentlich günstiger sind.

Warum nicht den internen Blitz verwenden? Versuche es einfach – die Bilder werden nicht besonders schön. Unnatürlich aussehende Gesichter, zu dunkler Hintergrund. Es bleibt nichts von der schönen Stimmung übrig.

Auch dein Problem mit den Farben bekommst du so besser in den Griff. Worum es bei den Farben geht, ist der Weißabgleich. Für gewöhnlich erkennt die Kamera automatisch, welches Licht vorhanden ist und passt den Weißabgleich entsprechend an, damit die Farben am Foto natürlich abgebildet werden. Tageslicht, warmes, gelbliches Kunstlicht von Glühbirnen und Halogenlampen oder kaltes, bläuliches Licht von Neonröhren.

Vielleicht fotografierst du, wenn es dunkler wird mit einer Mischung aus verschiedenen künstlichen Lichtquellen und etwas Tageslicht fällt auch noch in den Raum. Bei solchen Situationen stößt der Weißabgleich an seine Grenzen.

Auch hier hilft es wieder, wenn du mit einem externen Blitz dein Hauptmotiv ausleuchtest, weil der Blitz gibt ein schönes, neutrales Licht ab und die Farben im Gesicht deiner Kinder passen.

Frage 2 von Martin: Ich beschäftige mich seit Anfang des Jahres eingehender mit der Fotografie. Meine Kamera ist eine Nikon Spiegelreflexkamera. Zu meiner Frage: Ich lese oft, dass bestimmte Fotos wie zum Beispiel Makro unbedingt mit einem Stativ gemacht werden sollen. Ich habe bis jetzt kein Stativ und ich habe es noch nicht wirklich vermisst. Trotzdem überlege ich, ob ich eines anschaffen sollte. Wie denkt ihr hier darüber?

Danke für deine Frage Martin! Ein Stativ wird oft zur fotografischen Grundausstattung gezählt. Das sehe ich nicht ganz so. Ich bin mir sicher, dass eine ganze Menge Stative bei Hobbyfotografen in einem Schrank oder im Keller verstauben.

Es kommt wie immer darauf an, was du fotografieren möchtest. Es gibt genügend Motive und Settings, wo ein Stativ praktisch nichts bringt oder gar hinderlich ist. Es gibt aber wirklich auch bestimmte Fotos, die du nur mit einem guten Stativ sicher in den Kasten bringst.

Immer da, wo du längere Belichtungszeiten benötigst, ist ein Stativ unverzichtbar. Aber auch Motive, wo das Scharfstellen Millimeterarbeit ist (Makro) oder das Arrangement während dem Shooting noch immer wieder nachjustiert wird (Food Fotos, Stillleben), werden besser mit Stativ fotografiert.

Ich verwende dieses einfache Stativ für meine relativ schwere Canon EOS 7D und bin sehr glücklich damit. Es ist ausreichend stabil, bietet genügend Einstellmöglichkeiten und es ist nicht zu schwer.

Es gibt übrigens auch oft genug praktische Alternativen zu einem Stativ. Unsere Umgebung bietet sie uns an. Die Kamera auf einen Tisch oder Sessel auflegen. Den Kamerarucksack als Auflage verwenden. Und schon ist das Problem mit verwackelten Aufnahmen erledigt.

Frage 3 von Wolfgang: Seit ich fast ausschließlich im M-Modus fotografiere, werden meine Fotos regelmäßig unscharf oder verwackelt und ich verstehe nicht so recht warum…

Danke für deine Frage. Im M-Modus fotografieren ist definitiv der richtige Schritt um deine Fotografie auf das nächste Level zu bringen. Es bringt aber auch neue Herausforderungen mit sich. In deinem Fall unscharfe Fotos.

Das Gute daran ist, dass du alle Parameter deines Fotos manuell einstellst. So kannst du dieses Problem auch recht einfach beheben.

Warum kann ein Foto unscharf werden?

  • Die Belichtungszeit ist zu lange – Foto wird verwackelt
  • Motiv bewegt sich zu schnell – Bewegungsunschärfe
  • Falsche Technik Auslöser drücken und unstabile Kamerahaltung – Foto wird verwackelt
  • Der Fokus wurde nicht auf den richtigen Punkt gesetzt.

Wenn du das Problem erst seit dem Umstieg auf den M-Modus beobachtest und du sonst nichts anders machst, sollte nur der erste Punkt übrig bleiben. Sieh dir die Belichtungszeit und die Brennweite der unscharfen Bilder an.

Wenn du kein Stativ verwendest, sollte die Belichtungszeit je nach Brennweite angepasst werden. Bei einem Weitwinkelobjektiv ist die Gefahr eines verwackelten Fotos geringer als bei einem Teleobjektiv.

Eine einfache Faustregel dafür: Bei einer Brennweite von 100 mm sollte die Belichtungszeit 1/100 oder kürzer sein, um aus der Hand verwacklungsfrei fotografieren zu können. Analog dazu 1/60 bei 60mm, 1/30 bei 30mm usw.

Mehr dazu im Artikel „scharfe Fotos schießen“.

Das war es mit den Fragen für diesmal. Danke noch einmal an alle Fragesteller. Hast du auch eine Frage? Stelle sie jetzt! 🙂 Außerdem freue ich mich immer über ein Like oder +1 oder einen Tweet. Danke sehr!


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