F&A 07: Belichtungsprogramme A und S, Spiegelungen in der Brille und Enttäuschung DSLR

Die heutige Foto-Fragestunde dreht sich um diese Themen: Wann verwende ich den A und S Modus, Spiegelungen in der Brille vermeiden und warum ist die neue DSLR eine Enttäuschung?

Legen wir mit den Fragen los!

Frage 1 von Melanie: Bei meiner neuen DSLR (Nikon D750) kann ich zwischen verschiedenen Belichtungsmodi wählen. Ich habe schon gelesen, dass das manuelle Belichtungsprogramm das Ziel für professionellere Aufnahmen sein sollte. P ist soweit klar. In welchen Situation aber verwende ich den A oder S Modus?

Glückwunsch zum Kauf deiner neuen DSLR. Ich wünsche dir viel Freude damit!

Wie du in deiner Frage schon richtig bemerkt hast, ist das manuelle Belichtungsprogramm M für viele fortgeschrittene Fotografen der richtige Weg, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Die genaue Kontrolle von Blende, Belichtungszeit und ISO ermöglicht die bewusste Steuerung, welche Merkmale das Foto haben wird.

Hat das Bild aufgrund einer offenen Blende (kleine Blendenzahl – zB. f 2,8) einen schön unscharfen Hintergrund? Ist eine schnelle Bewegung im Bild scharf eingefroren oder gibt es einen „Wischeffekt“ beim bewegten Teil?

Mit der Belichtungsautomatik P, entscheidet darüber die Kamera, was in vielen Fällen auch okay ist. Auf jeden Fall wird die Belichtung in diesem Fall mit ziemlicher Sicherheit technisch korrekt sein.

Es haben aber auch andere Belichtungsprogramme ihre Berechtigung.

Im A (aperture) Belichtungsprogramm stellst du die Blende manuell ein, die Kamera berechnet die passende Belichtungszeit automatisch und wenn du die ISO auf Auto hast auch die Lichtempfindlichkeit.

Wenn du das Einstellrad auf S (speed) stellst, kannst du die Belichtungszeit manuell wählen und die Automatik der Kamera stellt die passende Blende dazu ein.

Das kann praktisch sein, wenn du ein Shooting machst, wo die Lichtsituation nicht immer gleich ist. Wo du dich viel bewegst, verschiedene Motive fotografierst oder das gleiche Motiv aus unterschiedlichen Entfernungen oder Perspektiven ablichtest. Im Freien kann auch das Wetter für schnell wechselnde Lichtbedingungen sorgen.

Beim Fotografieren im M Programm kann es schon mal passieren, dass du so auf dein Motiv und die Komposition konzentriert bist, dass du gar nicht merkst, dass die Einstellung, welche beim letzten Bild genau richtig war, beim nächsten Bild nicht mehr stimmt.

Die Programme A und S helfen dir dabei und bieten gegenüber P den Vorteil, dass du dennoch den für dich relevanten Wert manuell fix einstellen kannst.

Am besten probierst du es einfach aus, dann wirst du schnell sehen, wo die Stärken der einzelnen Belichtungsprogramme liegen.

Frage 2 von Bernhard: Meine Frau trägt eine Brille. Wenn ich sie fotografiere, habe ich das Problem, dass ich oft sehr störende Reflexionen in der Brille habe. Was kann ich tun, um diese Reflexionen zu vermeiden?

Danke für deine interessante Frage! Um die Reflexionen in verschiedenen Situationen zu vermeiden, musst du herausfinden, woher sie kommen. Die Quelle von störenden Reflexionen ist immer eine helle Fläche oder eine Lichtquelle.

Wenn du weißt, woher die Reflexion in der Brille kommst, kannst du überlegen, wie du sie weg bekommst. Du kannst dazu entweder die Position der Lichtquelle, deine Position oder die Position des Models verändern. Entscheidend ist der Winkel, in dem das Licht auf die Brille trifft. Es gilt Einfallswinkel = Ausfallswinkel.

Wenn deine Frau beispielsweise gerade zu dir in die Kamera blickt, sollte die Lichtquelle seitlich positioniert sein. So wird das Licht von den Brillengläsern von einer Seite auf die andere Seite reflektiert und nicht in die Kamera.

Es kann auch helfen, wenn deine Frau mit der Brille etwas nach unten oder oben blickt und die Brillengläser nicht direkt in die Kamera zeigen.

Was in diesem Zusammenhang (und eigentlich in jedem Zusammenhang) auf jeden Fall ein absolutes no-go ist: Die Verwendung des internen Kamerablitzes.

Sollte alles nichts helfen oder das Bild bereits gemacht sein, kannst du in der digitalen Nachbearbeitung des Bildes versuchen, die Brillen Spiegelung zu entfernen. Das kann aber mitunter aufwändig werden und erfordert einiges an Geschick mit den entsprechenden, digitalen Werkzeugen.

 

Frage 3 von Ralph: Hallo, ich bin begeisterter Naturfotograf und stehe total auf Bilder mit Licht- und Farbeffekten. Nun dachte ich, das geht noch besser, und habe in eine Spiegelreflexkamera investiert – tja, und jetzt bin ich sehr ernüchtert… Die Bilder, die ich damit bisher gemacht habe, kommen an die Kompaktkamera nicht heran. Habe ich das Geld umsonst investiert?

Ich kenne das soo gut! Genau so ging es mir auch, als ich die ersten Bilder mit meiner ersten Spiegelreflexkamera am Computer begutachtet habe und ich bin mir fast sicher, dass heute der Unterschied zwischen einer Kompaktkamera oder auch von Smartphone Kameras zu einer Spiegelreflexkamera noch größer ist, als damals.

Die Bilder waren total mau. Die Farben nicht besonders knackig, die Schärfe eher verwaschen, obwohl die neue Kamera die doppelte Auflösung meiner alten Kompaktkamera hatte. Obwohl ich eigentlich schon recht viel Erfahrung gesammelt hatte, war ich erstmal ziemlich ratlos und ich muss zugeben, es hat einige Zeit gedauert, bis ich herausgefunden habe, woran es liegt.

Die Antwort liegt in dieser Frage: Was sind die fotografisch wahrscheinlich größten Unterschiede zwischen einer kleinen Kompaktkamera oder einer Smartphone Kamera und einer großen, digitalen Spiegelreflexkamera oder auch einer großen, spiegellosen Systemkamera?

1. Der wesentlich größere Sensor! Was bedeutet ein größerer Sensor? Unter anderem, dass du eine geringere Tiefenschärfe hast. Das ist einerseits vollkommen erwünscht und bringt dir die Freiheit, mit der Schärfe deine Bilder bewusst zu gestalten. Wenn du das aber nicht gewohnt bist, kann es dazu führen, dass Bilder verwackelt und unscharf sind oder die Schärfe einfach am falschen Punkt. Bei den winzigen Sensoren der Kompaktkameras ist viel mehr Spielraum für Fehler, ohne sie je zu sehen. Um das in den Griff zu kommen, musste ich mit der ersten Spiegelreflexkamera damals lernen, wesentlich genauer mit dem Fokus zu arbeiten. Bewusst den richtigen Fokuspunkt auszuwählen und am Motiv zu positionieren, scharf stellen und ruhig den Auslöser betätigen.

2. Software macht einen großen Unterschied! Besonders Smartphone Kameras aber auch kompakte Fotoapparate, haben heute eine Menge Software an Board, mit der sie dir beim Fotografieren unter die Arme greifen, ohne dass du es je bemerken würdest. Bei Szenen mit hohem Kontrastumfang erstellt das iPhone automatisch ein HDR Bild, Augen werden automatisch erkannt, scharfgestellt und der Fokus natürlich auch bei Bewegung nachgeführt. Die Farben werden automatisch möglichst satt und gefällig eingestellt, ganz ohne dein Zutun.

Das bedeutet, dass solche Fotos am Ende bereits in der Kamera stark bearbeitet sind und keine reine Abbildung der Realität sind.
Digitale Spiegelreflexkameras machen das nicht oder viel weniger, weil sie eine andere Zielgruppe haben, die die Einstellungen selbst mehr im Griff haben will. Das bedeutet, dass du dich eingehender mit der Foto-Technik (starte zum Beispiel mit der Belichtung im Detail) beschäftigen solltest, als bisher. Dann werden die Ergebnisse auch schnell deine bisherigen Bilder mit der Kompaktkamera übertreffen.

Hier einige Tipps für die erste DSLR

 

Das war es wieder mit den Fragen. Danke an alle Fragesteller! Hast du auch eine Frage? Stelle sie jetzt: fragen@besserfotografieren.com! 🙂


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