Fototraining Food Fotografie

Ich hatte vergangenes Wochenende wieder einmal die tolle Gelegenheit, leckeres Essen zu fotografieren und da dachte ich „Mach ich doch gleich ein Fototraining daraus!“ Hier ist das BF Fototraining mit einigen wertvollen Praxistipps zum Thema Food Fotografie.

Es war mittlerweile das vierte Food Shooting im Gasthaus Goldenes Dachl Linz, einem Kunden meiner Werbeagentur. Das erste Shooting fand eher unerwartet statt, seit dem habe ich mich mit der Theorie beschäftigt und einige mehr Food Fotos gemacht. Was ich auf meinem Weg gelernt habe, zeige ich dir in diesem Fototraining.

Food Fotografie ist heute ein richtiger Trend und die sozialen Netze werden mit Aufnahmen von mehr oder weniger schönen Speisen regelrecht überschwemmt. Die Qualität der Fotos schwankt ziemlich und manches mal, wenn ich wieder auf Foodfotos in meinem Facebook Newsfeed stoße, denke ich nur „wer soll das essen?“

Das Fotografieren von Speisen hat aber durchaus seinen Sinn. Wenn du beispielsweise einen Kochblog betreibst oder wenn es um Werbefotografie geht. Dann soll das Model – in dem Fall das Essen – wirklich bestens ins Szene gesetzt werden.

Die ersten Fotos entstanden direkt in der Küche während der Zubereitung. Dabei entstehen interessante Eindrücke.

Vorbereitungen und Planung

Gute Vorbereitung ist bei so einem Shooting die halbe Miete. Das bedeutet, dass ich die ganze Ausrüstung auf Funktionsfähigkeit geprüft und gereinigt habe. Akkus geladen und genügend Reserve dabei. Vor der Abfahrt alles in meinen Kamerarucksack gepackt, ready to go.

Auch wichtig in der Vorbereitung ist zumindest ein grober Plan, was du für Fotos schießen willst. Wofür werden die Fotos gebraucht? In meinem Fall waren es konkret Fotos für Social Media Marketing und für die Website. Vor allem was das Fotografieren für Websites betrifft, sind die unterschiedlichen Bildformate mitunter eine Herausforderung. Die großen Teaserbilder im Header der Website sind sehr breit und brauchen entsprechend viel Hintergrund links und rechts vom Motiv.

Wenn du solche Anforderungen nicht von vornherein berücksichtigst, macht das in der Nachbearbeitung einen enormen Aufwand, damit die Bilder trotzdem verwendet werden können, wozu sie gedacht waren.

Zuhause habe ich die Ausrüstung genau durchgecheckt, damit es beim Shooting keine bösen Überraschungen gibt.

Das Shooting

Zuerst kommt die Ausrüstung. Ich baue gerne zu Beginn alles auf, Lichtstative, Schirme, Reflektoren. Blitze sind einsatzbereit. Wechselobjektive griffbereit. So muss ich während dem Shooting nicht herumkramen, sondern habe alles griffbereit und kann mich auf die wichtigsten Dinge konzentrieren: Das Licht und das Motiv.

Das Licht kommt von einem einzelnen Speedlite mit einem Durchlichtschirm. Ich hatte mehrere Speedlites dabei, habe aber tatsächlich nur einen Blitz verwendet. Der große Faltreflektor und mein selbst gebastelter Aufheller sorgen dafür, dass keine störenden, harten Schatten entstehen.

Food Fotografie ist natürlich auch mit Available Light möglich, nachdem diese Fotos aber in einem eher dunklen Raum entstanden sind, war das keine Option.

Mein Setup war sehr einfach: Ein Speedlite mit Durchlichtschirm, ein Faltreflektor und ein selbst gebastelter, kleiner Aufheller sorgten für die Ausleuchtung.

Ganz wichtig: Die Kamera kommt auf ein Stativ. Einige Fotos mache ich schon aus der Hand – vor allem um verschiedene Perspektiven schnell zu probieren. Die richtigen Bilder schieße ich aber vom Stativ. Das hat mehrere Vorteile. Erstens schließe ich damit verwackelte Fotos aus und zweitens hilft es beim Arrangieren der Speisen. Die Kamera bleibt unbewegt und die Gestaltung der Speise und alles rundherum wird zur Kamera hin ausgerichtet. Testaufnahme. Noch eine kleine Änderung – Teller minimal drehen, Dekoelement etwas verschieben. Sieht gut aus. Weitere Aufnahme. Sehr gut.

Die Positionierung der Speisen ist nicht egal. Der perfekte Platz für den Teller ist natürlich ein Tisch. Ideal ist es, wenn der Tisch so frei steht, dass du genügend Platz hast, den Blitz und die Kamera zu platzieren. Auch wenn der Teller am Tisch steht und die Kamera bereit ist, solltest du noch ohne über Stative oder Kabel zu stolpern Veränderungen am Arrangement vornehmen können.

Ein wichtiger Faktor ist das Thema Hintergrund. Dieser ist entweder weiter entfernt und verschwindet damit in schöner Unschärfe oder er ist sehr dezent und ruhig. Ein hektischer, unordentlicher Hintergrund, der ablenkt, ist kein guter Hintergrund für dein Food Shooting.

Worauf solltest du als Fotograf beim Food Shooting achten? Was macht ein gutes Bild aus? Hier einige Gedanken:

Wie beim Portrait Shooting, wo du einen Menschen besonders vorteilhaft ablichten möchtest, geht es beim Fotografieren von Speisen darum, diese besonders lecker, appetitlich und spannend darzustellen. Die Speise ist der Hauptdarsteller im Bild.

Ein gutes Stück der Arbeit, um eine besonders attraktives Food Foto auf den Chip zu bekommen, liegt beim Koch oder einem Food Stylist. Wenn du eine toll aussehende Speise vor deiner Linse hast, liegt der Rest an dir.

Das Bild soll technisch einwandfrei sein – scharf und richtig belichtet. Es soll aber auch toll wirken.

Meine Kameraeinstellungen auf einen Blick

Kamera & Objektiv:Canon EOS 7D
+ EF-S 15-85mm IS USM / EF 50mm f1,4 / Sigma 105mm Macro
Belichtungsprogramm:M (manuell)
Brennweite:verschiedene, aber meist zwischen 50mm und 105mm
Licht:M (manuell)

Blende:22
ISO:100
Belichtungszeit:1/30 Sekunde

Post Production

Ich achte immer darauf, möglichst alles bereits beim Fotografieren richtig zu machen. Trotzdem ist ein bisschen digitale Nachbearbeitung Pflicht. Bei diesem Shooting gab es diesbezüglich auch für mich eine Premiere: Ich verwende für die Fotoverwaltung und das RAW Processing nun Adobe Lightroom und nicht mehr Aperture (Weiterentwickung wurde von Apple eingestellt).

So sieht es innerhalb von Lightroom aus.

Nach dem Import der Fotos in Adobe Lightroom, sehe ich alle Fotos schnell durch, lösche die unscharfen und stark falsch belichteten Aufnahmen sofort und bewerte die besten Bilder nach dem Sterne System. Die bewerteten Fotos werden dann in einem zweiten Schritt bearbeitet.

Ich konzentriere mich bei der Bearbeitung zuerst auf die Belichtung und den Weißabgleich. Störende Bildteile korrigiere ich. Beispielsweise unerwünschte Brösel oder Flecken. Dann gehe ich selektiver an die einzelnen Bereiche. Wenn beispielsweise im Hintergrund etwas zu hell und bunt ist, wird das abgedunkelt und die Sättigung reduziert. In der Regel sollte das Motiv durch seine Sättigung und Helligkeit das Auge auf sich ziehen und der Rest des Bildes etwas zurückhaltender sein. Das gilt übrigens auch für die Schärfe.

Als nächstes stelle ich den gewünschten Ausschnitt ein. Beim Ausschnitt bin ich im ersten Schritt immer eher vorsichtig und schneide nicht zuviel weg. So lasse ich mir noch genug Raum für spätere Anpassungen für verschiedenste Bildformate. Das kann interessant sein, wenn die Fotos online verwendet werden oder in einem Fotobuch mit vorgegebenen Seitenverhältnissen.

Bei den meisten Fotos ist hier auch schon Schluss mit der digitalen Bildbearbeitung. Besonders wichtige Fotos bearbeite ich noch in Adobe Photoshop weiter, wo ich noch feinere Retuschen oder Montagen vornehme. Am Ende wird das Bild je nach Verwendung nachgeschärft und exportiert.

Hier einige Impressionen vom Shooting:

Was funktioniert bei der Food Fotografie?

Kurztipps für bessere Food-Fotos

Zum Abschluss des Artikels noch einige kurze Tipps, die dir helfen, bessere Food-Fotos zu machen.

  • Grundvoraussetzung für ein gelungenes Shooting sind lecker aussehende Speisen. Als Fotograf bist du machtlos gegenüber lieblos zubereitetem Essen.
  • Verwende ein Stativ. Damit ist das Arrangement einfacher und die Fotos werden superscharf.
  • Zeit nehmen hilft, bessere Fotos zu schießen. Drehe und wende den Teller, ändere die Perspektive und probiere verschiedene Dekorationsmittel aus.
  • Kleine Änderungen bringen oft mehr, als vor jedem Auslösen das ganze Setup auf den Kopf zu stellen.
  • Available Light ist toll, wenn vorhanden. Ansonsten ist ein entfesselter Blitz mit einem Lichtformer das Licht-Mittel der Wahl.
  • Helle Speisen funktionieren meist besser vor dunklem Hintergrund, dunkle Speisen umgekehrt besser vor hellem Background.

Das war mein Foto Training zum Thema Food Fotografie. An dieser Stelle möchte ich mich auch noch beim Koch bedanken, der diese großartigen Speisen zubereitet hat: Vielen Dank Georg Bakos von Goldenes Dachl Linz!

Am Ende des Shootings durfte ich übrigens die Schomlauer Nockerl aufessen… mmmmhhh.. ein Gedicht! Man ist schließlich auch als Fotograf nicht immun gegen die Anziehungskraft von den Leckereien vor der Linse 😉


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